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PNF (Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation)

- Aus dem Amerikanischen - steht für Propriozeptive Neuromuskuläre Förderung; ein krankengymnastisches Behandlungskonzept, das durch adäquate Reizung der propriozeptiven Sinnesorgane das Zusammenspiel von Muskel und Nerv erleichtert. Die amerikanische Physiotherapeutin Maggie Knott und der Neurophysiologe Dr. Kabat entwickelten die Methode nach dem 2. Weltkrieg, um den katastrophalen Folgen der Kinderlähmung begegnen zu können.

Inzwischen sind immer wieder neue Erkenntnisse aus der Neurophysiologie und Differenzierungen bei der therapeutischen Anwendung eingeflossen.

Die Grundprinzipien haben unverändert Geltung:

  • Physiologisches Bewegen erfolgt in definierten Mustern, die aufgrund der diagonal-spiralförmigen Anordnung der Muskulatur auch immer drei Komponenten aufweisen: Flexion/Extension, Abduktion/Adduktion, Innenrotation/Außenrotation.
  • Die Pattern in ihrer vollen Ausprägung, über mehrere Gelenke, vollziehen Sportler; der "Alltagsmensch" bewegt nur in Ausschnitten.
  • Vorgedehnte Muskeln sind in höherer Kontraktionsbereitschaft; nach dem Auslösen des Stretch-Reflexes kann der Muskel kräftiger anspannen, wenn ein entsprechender Führungswiderstand nachfolgt.
  • Manueller Kontakt, meist in Form des lumbrikalen Griffes am Patientenkörperteil ist Voraussetzung für den optimalen Widerstand gegen die gewünschte Bewegung oder Haltung.
  • Die Muskelaktionsfolge von distal nach proximal kann bewusst verändert werden.
  • Die Rotation bleibt die wichtigste Komponente.
  • Verständigung mit dem Patienten erfolgt nicht nur sensorisch (s. o.), sondern auch akustisch über Vorwegerklärungen und Aktionskommandos, visuell über Blickkontakt.
  • Das Überfließen von Nervenimpulsen (overflow, irradiation) von stärkeren Synergisten zu weniger kraftvollen Muskeln ist eine weitere elementare Erkenntnis der Neurophysiologie.
  • Das allgemeine funktionelle Behandlungsziel ist ein Patient, der sich schmerzfrei, koordiniert und ökonomisch bewegt. Habe ich als Therapeut herausgefunden, wo seine Stärken liegen und ist der Patient motiviert, aktiv mitzuarbeiten, können seine Reserven mobilisiert werden.
  • Vom passiven Sich-Bewegen-Lassen über das assistive Bewegen zum Bewegen gegen optimalen Widerstand ist die typische Behandlungsfolge.
  • Bankbehandlung, Mattentraining, Gangschule, ADL (activities of daily living) lassen den Patienten stets als ganzen Menschen auf sein individuelles Funktionsziel hin üben.

Die klassischen Anwendungsgebiete sind:

  • Neurologie: alle Erkrankungen, bei denen der Muskeltonus abnorm ist, z. B. Querschnittlähmungen, periphere Lähmungen, Hemiparesen, Ataxien.
  • Orthopädie und Traumatologie: Erkrankungen, bei denen Muskelgruppen gedehnt und gekräftigt werden sollen, Gelenke und Körperabschnitte mehr Mobilität oder/und Stabilität brauchen, wo Ausdauer, Kraft, Geschicklichkeit verbessert werden müssen.
  • Rheumatologie: der Einsatz der speziellen Techniken der Muskelentspannung und der Kryotherapie sind die Mittel der Wahl bei einem breitgefächerten Formenkreis.

Die internationale Vereinigung - IPNFA - hat ihren Sitz in Schweden (Präsidentin: Susan Anden-Hedin ). Mit inzwischen über 200 internationalen Instruktoren soll vor allem die Weiterbildung der Kollegen und Ausbildung der KG-Schüler verbessert werden. Die jährlichen Treffen dienen internationalem Praxis- und Forschungsaustausch. An PNF-Kursen können nur Krankengymnasten nach abgeschlossener Berufsausbildung nach zweijähriger Berufserfahrung teilnehmen.