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Manuelle Therapie nach Typaldos

Das Verstehen der Körpersprache - das modifizierte Fasziendysfunktionsmodell

Jeden Tag versuchen unzählige Patienten ihre Beschwerden Ärzten und Therapeuten zu zeigen und zu erklären. Bisher scheiterten ihre Versuche daran, dass Sie von ihrem Gegenüber nicht verstanden wurden. Ärzte vertrauen lieber vom MRT gestellte Diagnosen. Osteopathen suchen den Fehler an entfernten Körperteilen, Physiotherapeuten arbeiteten zwar meist an der richtigen Stelle, aber leider zu häufig mit den »falschen« Techniken. Dies hat nun im so genannten Fasziendysfunktionsmodell ein Ende gefunden. Durch das Zusammenfügen von Körpersprache und der verbalen Schmerzbeschreibung des Patienten ist der FDM-Therapeut sofort in der Lage, eine entsprechende Diagnose zu stellen.

Der Entdecker und Entwickler des Modells war Stephen Typaldos, ein amerikanischer Notfallmedizinier und Osteopath. Ihm fiel auf, dass seine Patienten immer wieder die gleiche Körpersprache benutzten. Daraufhin entwickelte er das »Fasziendistorsionsmodell«, in dem die Klinik und die Körpersprache des Patienten zu einer Diagnose zusammengefasst werden und eine daraufhin gezielte Therapie zur Folge hat.

Sein System entwickelte er immer weiter, so dass heute sechs verschiedene Dysfunktionen bekannt sind und behandelt werden. Die Ergebnisse, die mit dem Modell erzielt werden, sind für Patienten sowie Therapeuten absolut faszinierend.

Fasziale Behandlungen gewinnen in der heutigen Zeit immer mehr an Bedeutung. Von der Forschung bisher vernachlässigt, von Anatomen schlicht entfernt, führten Faszien eher eine Nebenrolle in der Medizin. Lediglich das Rolfing sowie Teile der Osteopathie haben sich seit jeher diesem bindegewebigen Netzwerk gewidmet. Mittels des FDM stehen Therapeuten nun vor einer Revolution im Verständnis und  Behandlung von Schmerzen am Bewegungssystem. In vielen Bereichen wie der visceralen Osteopathie oder der Neurologie steht das FDM erst am Anfang seiner Möglichkeiten.

                       

Stephen Typaldos D.0. entdeckte nun 6 verschiedene Störungen innerhalb der Faszien des Bewegungsapparates.

1. Triggerband                        2. Continuum Dysfunktion

3. Hernierter Triggerpunkt      4. Zylinder Dysfunktion

5. Falt Dysfunktion                6. Tektonische Fixation

Eine dieser Störungen, das sog. Triggerband sei hier beispielhaft erläutert. Bei einem Trauma kommt es zu einer Verdrehung bzw. Aufspaltung der Faszienschicht, was zu Schmerzen und Bewegungseinschränkung führt. Faszien sind im Körper immer so ausgerichtet, dass sie die auftretenden Kräfte entsprechend ableiten können. Tritt nun eine Kraft auf, die nicht in dieser Richtung, sondern entsprechend quer zum Faserverlauf auftritt, kann es zu einer Aufspaltung der Faszie kommen. Die Patienten berichten über einen ziehenden, brennenden Schmerz, welchen sie mit mehreren Fingern entlang einer Linie zeigen. In der Klinik finden wir eine Bewegungseinschränkung durch die Verkürzung des Triggerbandes, einen Kraftverlust sowie eine Verminderung von Stabilität und Koordination. Die darauf folgende Therapie ist das Entdrehen der entstandenen Verdrehung bzw. das Aneinanderfügen der getrennten Faszien. Dies geschieht mit Hilfe des Therapeuten-Daumen, der dem vom Patienten gezeigten Verlauf mit viel Druck und Genauigkeit folgt und somit die Störung beseitigt. Nach dem Verschließen ist die Faszie so gut wie vor dem Trauma.

Durch das FDM bekommt der Begriff »Chronischer Schmerzpatient« auch eine völlig neue Bedeutung. Bisher galten diese Patienten als »unheilbar«. Das FDM sieht chronifizierte Schmerzen mit einer anderen Sichtweise. Bei chronischen Schmerzen kommt es zu einer Verklebung der Aufspaltung des Triggerbandes mittels Crosslinks. Aufgrund meist übertriebener Ruhigstellung und Schonung entstehen hierbei aber nicht nur physiologische Crosslinks, sondern es werden Strukturen miteinander verbunden, welche nicht zusammen gehören. Dies führt zu noch mehr Schmerzen und einer noch größeren Bewegungseinschränkung. Durch eine gezielte Behandlung mittels Triggerbandtechnik werden zuerst die Adhäsionen gelöst, was zu Hämatomen und zu einer Schmerzzunahme führt. Diese wiederum birgt das Potential zur Heilung, da aus einer chronischen Dysfunktion ein akutes Triggerband gemacht wurde. Bei einer zweiten und dritten Behandlung wird dann mittels der gleichen Technik dieses Triggerband verschlossen und der Patient ist wieder schmerzfrei. Nach der Behandlung wird der Patient aufgefordert sich zu bewegen und zu testen, ob die vormals noch schmerzhafte Bewegung nun schmerzfrei ist.

Indikationen für eine FDM Behandlung bieten vor allen Krankheitsbilder wie LWS- Beschwerden, Schulterschmerzen, Distorsionen, Condylitiden, Arthrosen, Lumbago, Muskelzerrung, Aduktorenreizung uvm .. Viele Erkrankungen des Bewegungsapparats, die bislang schlecht zu behandeln waren oder nur sehr langsam heilten, können mit den Faszientechniken nun in der Heilung deutlich beschleunigt werden so dass der Patient eine höhere Belastbarkeit oder eine völlige Schmerzfreiheit verspürt.

Das Modell der »Faszien Dysfunktionen« konnte bisher wissenschaftlich nicht belegt werden, die zum Teil überragenden Heilungserfolge geben jedem FDM Therapeuten aber Recht und stellen viele bisherige Therapien und Methoden in Frage. So kann beispielsweise die Theorie, dass Muskeln verkürzen, nicht mehr gehalten werden, da eine seit mehr als 2 Jahren »steife Schulter« innerhalb kürzester Zeit ihr volles Bewegungsausmaß wieder erreichen kann.

Nach dem Erlernen und Verstehen des Modells ist jeder Therapeut in der Lage, seine bisher erlernten Therapiemethoden gezielter einzusetzen und seine Erfolgsquote dadurch deutlich zu erhöhen. Vor allem aber gelingt es uns jetzt, den Patienten mit seiner Beschreibung und Körpersprache zu verstehen.

(aus Kursprogramm Top-Physio 2011 S.111/12, Kursleiter: Frank Römer, Institut für fasziale Ostheopathie)